Was haben die SV Elversberg und Adler Union Frintrop gemeinsam? Auf den ersten Blick sicherlich nicht viel, bei genauerer Betrachtung dann aber schon. Beide Mannschaften rockten als Aufsteiger auf Anhieb die höhere Liga. Nicht durch Glück, sondern durch Offensivfußball und eine klare Spielidee mit und gegen den Ball.
Eine Sache hat Adler Union der SVE sogar voraus. Am Sonntag machte die Wasserturm-Elf vor 1000 Zuschauern in Frintrop die Meisterschaft und den damit verbundenen Durchmarsch von der Bezirksliga in die Oberliga, durch ein 8:0 gegen den VfB Frohnhausen, perfekt. Die SV Elversberg braucht dagegen noch einen Sieg in den verbleibenden drei Partien, um aus eigener Kraft in die 2. Liga aufzusteigen.
Mit dem Landesliga-Meistertitel konnte Adler Union Frintrop sein ganz eigenes Fußball-Märchen schreiben. Eine Geschichte, die im Amateurfußball selten, aber deshalb umso beeindruckender ist. In der Parallel-Staffel gelang dem FC Büderich ein ähnliches Kunststück.
Für die Frintroper stehen Gemeinschaft, Zusammenhalt und Verbundenheit zum Verein an erster Stelle. In einer Zeit, wo viele Spieler für ein paar Euro mehr halbjährlich den Klub wechseln, stellen die Überflieger vom Wasserturm eine Ausnahme dar.
Beim Aufstiegsspiel gegen Frohnhausen standen mit Nils Reiners, Jonas Rübertus, Niclas Toepelt, Felix Ohters, Elias Brechmann und Yannick Reiners sechs Spieler in der Startelf, die aus der eigenen Jugend den direkten Sprung zu den Senioren schafften.
Diese Akteure spielen bereits seit vielen Jahren zusammen – entsprechend eingespielt und homogen ist das Team. Der Kultspruch "Elf Freunde müsst ihr sein" wird in Frintrop gelebt. Nur Luca Mario Pirredda (kam von Arminia Klosterhardt II) wurde als Neuzugang Stammspieler. Die weiteren zehn Stammkräfte spielten schon beim Aufstieg aus der Bezirksliga bei Adler Union. Auf teure, höherklassige Zugänge wurde bewusst verzichtet.
Mehrere Leistungsträger – darunter auch Top-Torjäger Reiners (30 Tore) – hatten zu Bezirksliga-Zeiten Oberliga-Anfragen abgelehnt, um in Frintrop zu bleiben. "Die Jungs könnten woanders viel Geld verdienen, aber sie haben Charakter", erklärte Aufstiegscoach Marcel Cornelissen bereits vor der Saison.
Trotz geringem Etat schaffte der Verein somit den sensationellen Durchmarsch in die Oberliga, wo bald Partien gegen den KFC Uerdingen oder ETB Schwarz-Weiß Essen warten. Auch dann wird Frintrop wieder auf eine eingespielte Truppe zurückgreifen können, denn Abgänge aus der Startelf wird es – zumindest aus sportlichen Gründen – nicht geben.
Es wird spannend, wie gut der Amateurklub für das große Abenteuer gewappnet ist. Unabhängig vom Verlauf der nächsten Saison ist aber klar: Vor Adler Union Frintrop kann man nur den Hut ziehen. Während der Meisterfeier wurde gesungen: "Oberliga, keiner weiß warum." Aber: Die größte Essener Amateurfußball-Sensation seit dem Durchmarsch des FC Kray (2012) ist kein Zufall.